Chronik von Darshofen

            

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Chronik von Darshofen

Das schmucke Pfarrdorf Darshofen liegt einsam und versteckt im Tale der Schwarzen Laaber, die sich hier zwischen anmutigen Bergeshöhen und prächtigen Felsgebilden um Parsberg herumschlängelt. Dieser reizende Ort soll heute mehr als tausend Jahre alt sein. Die Urkunde aber, wonach dieses Alter errechnet wurde, spricht von Tarchusa, wo König Arnulf am 28. Mai 889 dem Perchtolf einge Huben geschenkt hat. Da aber Darshofen später niemals Darshausen hieß, so dürfte mit Tarchusa wohl der schwäbische Ort Dorschhausen bei Wörishofen gemeint sein. Darshofen selbst ist sicherlich eine Siedlung, die auf tausend Jahre zurückgeht, aber wir können aus Mangel an geschichtlichen Quellen dieses hohe Alter nicht beweisen. Tareshoven, so klingt der älteste Name für diese Gemeinde, war ursprünglich eine Stätte zu den Höfen eines Mannes namens Tar oder Tari. Aus diesem Ortsnamen dürfen wir auf ein tausendjähriges Bestehen von Darshofen schließen. Die zuverlässigsten Nachrichten über das Dorf Darshofen heben erst im 13. Jahrhundert an. Damals lag Darshofen im Besitz der Herren von Parsberg und seit dieser Zeit blieb dieser Ort innig mit dem Herrschaftssitze dieses vornehmen und uralten Geschlechtes verknüpft. Die alten Schriftstücke über die Herrschaft Parsberg, die in den staatlichen Urkunden in München und Amberg aufbewahrt werden, bringen uns eine Fülle denkwürdiger Nachrichten aus der Vergangenheit von Darshofen. Aus diesen reichen Quellenschriften wollen wir einen gedrängten Überblick über die Geschichte von Darshofen herausschälen. Im Jahre 1283 lag Darshofen im Besitze von Dietrich (1) von Parsberg, der das Dorf und das Dorfgericht von den Grafen von Lupburg erkauft hatte, als sich seine Tochter Adelheid mit Albrecht Grafen von Lupburg vermählte. Diesen Besitz suchte 1353 Jörg Auer von Adelburg anzufechten, aber er wurde vor Gericht abgewiesen, da Dietrich über den Kauf von Darshofen, seine Gerichtsbefugnisse im Dorfe und sein Fischrecht im Frauenbache Brief und Siegel vorlegen konnte. Zudiesem Besitze der Parsberger gehörte auch die Mühle von Darshofen, aus der später die Stadt Velburg Gülten zu nehmen berechtigt war. Auch der ganze Dorfzehent fiel seit alters an die Herren von Parsberg. Ein Gut zu Darshofen lag bis 1420 in der Hand der Bürgerseheleute Ulrich und Adelheid Ruprecht von Neumarkt. Sie verkauften diesen Hof an Christoph von Parsberg, der damals das Amt eines Pflegers von Hohenburg bekleidete. Zu den ältesten Bauernstämmen von Darshofen gehören der Wirt Albrecht, der 1452 erwähnt wird, und die Gebrüder Leonhard und Albrecht Stiegler, die 1480 Getreidegülten an die Pfarrei Parsberg veräußert haben. Auf dem Steghof zu Darshofen saß um diese Zeit der Bauer Hans Rued, der in einem Kaufbriefe vom Jahre 1515 auftaucht. Im 16. Jahrhundert wurde Darshofen in den unerquicklichen Streit hineingezogen, der sich zwischen den Herren von Parsberg und dem Stamme der Wiesbeck von Velburg erhoben hatte und der jahrzehntelang hinausgezogen wurde. Die Wiesbeck wollten Wiesengründe bei Darshofen einzäunen; die Herren von Parsberg wehrten sich dagegen, weil sie nachwiesen, daß diese Gründe ein Espan oder eine Dorfweide waren, wohin die Bauern von Darshofen und Umgebung ihr Vieh treiben durften. In den Schriftstücken, die diesen langwierigen Streit behandeln, treffen wir eine Reihe von Bauernstämmen, die im 16. Jahrhundert in Darshofen ansässig waren. 1558 lebten im Orte Christoph Kleindienst, Hans Schmid, der Bauer Christi, Hans Loder, Georg Senft, Georg Praun, Hans Zoller, Wolf Plob, Georg Preitl, Leonhard Zierer und der Bauer Beck; 1596 wird Friedrich Maul als Einwohner von Darshofen aufgeführt. Viele dieser Geschlechter erloschen, denn im 17. Jahrhundert bringen uns die Urkunden vielfach ganz neue Namen. Wir hören, daß 1602 in Darshofen der Wirt Hans Müller lebte, als dessen Nachbar Leonhard Reinbold t genannt wird. 1640 begegnet uns Adam Mäges zu Darshofen, der für das Schlachten von zwei Schweinen an die Herrschaft vier Kreuzer Steuern zahlen musste. Unter dem letzten Herrn von Parsberg namens Wolf finden wir in Darshofen Bauerngeschlechter, die in den früheren Zeiten dort nicht bekannt waren. Daraus geht mit Deutlichkeit hervor, wie rasch sich die Besitzer der Anwesen änderten und wie selten der Fall ist, daß ein Stamm länger als hundert Jahre auf dem gleichen Gute sitzen bleibt. 1715 wohnten in Darshofen der Müller Hans Hofmann, Ulrich Riepl, Georg Plänckhl, Hans Eglmayer, Kaspar Peyerl, der Wirt Martin Schmidt, Georg Ferstl Margaret Plendinger, Adam Aelbl, Hans Mundtschedl, Friedrich Halmberger und Leonhard Ernstperger. Nach dem Tode des Wolf von Parsberg 1730, mit dem der Stamm der Parsberger erloschen war, finden wir in Darshofen 1731 den Wirt Philipp Prieffinger, die Bauern Hans Förstell, Adam Eybill, Georg Eckstein, Leonhard Arnsperger, Kaspar Beyerl, Hans Hollberger, Stephan Starck, Hans Hierl, Michael Geisel, Hans Moderer, Hans Guttenberger, Wolfgang Schiller, Konrad Camerl, Georg Obermayer, Georg Eberl, Hans Rambach, den Bader Stephan Hann, den Müller Hans Georg Schutzbier, den Bäcker Martin Schmidt und den Hüter Hans Angerer. Mit der Herrschaft Parsberg fiel 1730 Darshofen an den Bischof Friedrich Karl Grafen von Schönborn zu Bamberg. Die Abgaben, die an den neuen Herrn aus dem Dorfe Darshofen fielen, bestanden in 92 Gulden 51 Kreuzer Steuer, in Getreideeinkünften und in 5 Gulden 15 Kreuzer Insassengeld. Die Frondienste, die die Bauern von Darshofen für die Herrschaft zu leisten hatten, waren das Heueinfahren aus der Laaber-Wiese ins Schloss, Fuhrwerksleistungen und Arbeiten bei der Ernte. 1792 fiel Darshofen mit dem Herrschaftsgebiete von Parsberg durch Kauf an Kurfürst Karl Theodor. Die Pfarrei Darshofen ist vermutlich sehr alt. Als erster Pfarrherr wurde der Pfründebesitzer des Heiligengeistspitals von Neumarkt, Johann Reynspeck, entdeckt, der 1480 als Pfarrer von Darshofen auftaucht. Unter ihm wurde die Pfarrei von dem Domherrn Johann Vogt besichtigt, der im Kelche vier feuchte Hostien fand, von denen je zwei aneinandergeklebt waren. Der Pfarrer entschuldigte sich mit der Feuchtigkeit der Kirche. Dies bezweifelte der Visitator, weil die Pfarrkirche sehr hoch lag. Als einen seiner Nachfolger nennt uns eine Urkunde von 1494 den Pfarrer Johannes Ysthover. Mit den Landesherren von Neuburg musste Darshofen die Lehre Luthers und Calvins annehmen. Es zogen calvinistische Geistliche auf, die das Volk in der neuen Lehre zu unterrichten hatten. Die Herrschaft von Parsberg aber, die die Pfarrei zu vergeben hatte, hielt an ihrem alten Glauben fest. Unter den evangelischen Pfarrherren nennt uns ein Visitationsbericht von 1560 Johann Preuschel von Velburg, der zwei Jahre in Jena studiert hatte und der nur mäßige Kenntnisse in der Lehre Luthers aufweisen konnte. Als seinen Nachfolger erwähnen die Visitationsberichte von 1576 den Pfarrer Hieronymus Löbel. Im gleichen Jahre zog Pfarrer Leonhard Pleitner auf, der aus Neumarkt stammte und 26 Jahre alt war. Unter ihm ließ Elisabeth Reigner von Parsberg ein außereheliches Kind taufen, dessen Vater der Hüterssohn Hans Lenz von Parsberg war. Lenz brannte durch, um der Strafe zu entrinnen, Elisabeth Reigner wurde in Velburg bestraft, konnte sich in Darshofen und Parsberg nicht mehr halten und zog dann als Bettlerin herum. Pfarrer Pleitner hielt fleißig seine kirchlichen Verrichtungen und erwarb sich das Vertrauen der Pfarrgemeinde. Während seines Wirkens wurde um 1592 die Pfarrkirche von Darshofen neu gebaut. Auf Pfarrer Pleitner folgte der evangelische Pfarrer Georg Schwab. Während seiner Tätigkeit wurde der katholische Glaube wieder eingeführt, so daß die Gebrüder von Parsberg am 23. Dezember 1616 dem Pfarrer von Darshofen kündigen mussten. Im Auftrage des Bischofs von Eichstätt mussten die Herren von Parsberg Darshofen in der Frist von zwei Monaten mit einem katholischen Priester besetzen, wenn sie nicht ihre Rechte auf die Pfarrei von Darshofen verlieren wollten. Im Frühjahre 1618 erhielt Pfarrer Eckhart Werner als katholischer Priester die Pfarreien Darshofen und Hörmannsdorf, nachdem sich die oberhirtlichen Stellen von Regensburg und Eichstätt über die Seelsorge an beiden Orten geeinigt hatten. Hörmannsdorf erhielt in Pfarrer Johann Weinzierl einen eigenen Seelsorger, der aber 1628 eine andere Pfarrei bezog. Pfarrer Johann Löffler von Darshofen bat daher die Gebrüder Wilhelm und Christoph von Parsberg, beide Pfarreien versehen zu dürfen, weil er sich durch Anschaffung von Ross und Wagen, Geschiff und Geschirr und durch Baulasten in Schulden gestürzt habe. Löfflers Nachfolger, Pfarrer Nikolaus Sickler, 1633 und Pfarrer Sebastian Neumann 1634, durften ebenfalls beide Pfarreien versehen. Zum Danke für die Wiedereinführung des alten Glaubens hatten die Gebrüder von Parsberg, die bei den Jesuiten erzogen waren, gelobt, jährlich mit ihren Pfarreien Parsberg, Hörmannsdorf, See und Darshofen nach Bettbrunn zu wallfahrten. Im Laufe der Jahre zog dieser Pilgerzug nicht mehr recht, denn die Kreuzfahrt war ziemlich beschwerlich. Die Führung des „Parsberger Kreuzes" fiel dem Dekan von See zu, der 1709 die Wallfahrt unterließ. Auf Beschwerde des Johann Werner Freiherrn von Parsberg beim Bischof zu Regensburg, untersuchte Dekan Kaspar Sauer von Eichelberg die Angelegenheit und bestimmte 1710 daß künftig die vier Pfarrherren in der Führung des Kreuzganges abwechseln sollten. Der letzte Parsberger, Wolf Freiherr von und zu Parsberg, gedachte in seinem letzten Willen der Pfarrkirche von Darshofen, der er 100 Gulden vermachte mit der Auflage, daß für ihn vor oder nach Allerseelen fünf hl. Messen gelesen werden sollen. Dieses Vermächtnis nahm Pfarrer Wolfgang Andreas Wöhr von Darshofen entgegen. Die jetzige Kirche von Darshofen wurde 1719 eingeweiht. Die Inneneinrichtung, wie der Hochaltar,die Seitenaltäre und die zierliche Kanzel gehen auf diesen Zeitabschnitt zurück. Von alten Kunstdenkmalen ist nur mehr eine Muttergottes mit dem Leichnam des Herrn im Schoße. Diese Arbeit reicht bis in die Zeit um 1450 zurück. Wahrscheinlich gingen wie anderswo zur Zeit der Reformation, als man nach den Worten des evangelischen Visitators, „das Papsttum allhier ausgerottet", alte Kunstgegenstände verloren.

(Auszug aus der Chronik von Parsberg von Alfred Spitzner)

 

 

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