SPD fordert den behindertengerechten Ausbau der Bahnhöfe

Veröffentlicht am 02.11.2009 in Lokalpolitik

VorschaubildKeine Chance für Behinderte

Die SPD fordert weiterhin den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs - und Betroffene erklären die Notwendigkeit.

Die SPD-Ortsvereine Darshofen und Parsberg fordern seit langem, dass der Bahnhof behindertengerecht umgebaut werden muss. Unterstützt werden sie von Bürgermeister Josef Bauer, wie Darshofens Ortsvorsitzender Josef Hierl beim Ortstermin mit Betroffenen am Dienstag mitteilte.

Bereits im März hatte man MdL Reinhold Strobl um Hilfe gebeten. Der hatte daraufhin einen Antrag beim Bayerischen Landtag eingereicht, wonach die Bahnstrecke Nürnberg-Passau ausgebaut - und insbesondere die Bahnhöfe behindertengerecht umgestaltet werden sollten. MdL Reinhold Strobl hat einen Antrag an den bayerischen Landtag gestellt. In der Antragsbegründung hieß es unter anderem: "Die Strecke degeneriert zunehmend und das Angebot wird mehr und mehr ausgedünnt. (.). Außerdem ist eine Verbesserung für die ganze Region wünschenswert und zwingend notwendig, um das touristische und wirtschaftliche Potenzial auszuschöpfen. (.). Durch das überregionale Angebot von Schul-, Ausbildungs-, Arbeits- und Wohnmöglichkeiten leben auch viele Menschen mit Behinderung in der Region.

Der Antrag war allerdings im zuständigen Ausschuss abgelehnt worden, unter anderem mit der Begründung dass es keinen Bedarfsplan für Park&Ride und den barrierefreien Ausbau gebe.

Die Familie Schön aus Herrnried mit ihrem behinderten Sohn sowie Elisabeth Mosandl von der Regens-Wagner-Stiftung sehen dagegen einen ausgesprochen dringenden Bedarf, Plan hin oder her. Auch Josef Hierl stellt fest, dass täglich etwa 2000 Personen, darunter sehr viele Schüler, mit der Bahn pendeln. "Behinderte Menschen wird man aber nicht darunter finden", sagte Hierl, "denn die können die Bahn ab Parsberg nicht nutzen". Warum, das schildert Hildegard Schön-Loos, die einen neunjährigen behinderten Sohn hat. "Laut Gesetz müssen öffentliche Gebäude barrierefrei zugänglich sein", sagt sie. Aus bitterer Erfahrung wisse sie allerdings, dass die Politik diese Gesetze erlasse, sie aber kaum umgesetzt werden. Ihr Sohn Moritz ist spastisch gelähmt und besucht in Parsberg die Grundschule. Gerne würde man die Möglichkeit haben, ihn in einer Regensburger Schule unterzubringen, wo er besser gefördert werden könnte. "Das ist aber unmöglich, da uns niemand hilft, ihn mit seinem Wagen am Bahnsteig 2 abzuholen". Auch so müsse sie öfter mit ihm nach Regensburg fahren: "Ich tu mich halt schwer, jedes Mal jemanden zu bitten, uns zu helfen. Da nehme ich ihn eben aus dem Wagen, trage ihn rüber und hole mir dann unseren Wagen. Aber Moritz wird ja immer schwerer und irgendwann schaffe ich es nicht mehr".

Elisabeth Mosandl kennt die Problematik. Sie betreut in der Regens-Wagner-Stiftung behinderte Menschen jeden Alters. Im August wollte man einen Ausflug mit der Bahn ab Parsberg machen. "Unsere Behinderten haben einen Ausweis, mit dem sie kostenlos die Bahn nutzen könnten. Können sie selbstständig ein- und aussteigen, ist das kein Problem", meint Mosandl. Aber der Ausflug fand dann doch nicht mit der Bahn statt, weil die Mehrzahl dazu nicht fähig gewesen sei. Man musste einen Bus nehmen, den man teuer bezahlen musste.

Auf Anfrage des Tagblatts erklärte eine Bahnsprecherin, dass bis zum Jahr 2012 Bahnhöfe mit einem höheren Fahrgastaufkommen als in Parsberg barrierefrei ausgebaut würden. Weitere Bahnhöfe kämen zwischen 2013 und 2018 an die Reihe. Ob Parsberg dabei sein wird, stehe derzeit allerdings noch nicht fest. Grundsätzlich gebe es die Möglichkeit, über die Mobilitätservicezentrale Bahnmitarbeiter anzufordern.

Im Fall der Familie Schön bot die Bahnsprecherin an, dass sich diese an das Bahnhofsmanagement in Nürnberg wenden solle, damit eine Lösung gesucht werden könne. Hildegard Schön-Loos und Josef Hierl finden es zwar grundsätzlich gut, dass sich die Bahn in diesem Fall kooperativ zeigt. Laut Josef Hierl wäre die beste Lösung allerdings ein Aufzug. Alternativ müsste der Bahnhof wieder mit mindestens einer Person besetzt werden. Schließlich hätten andere Behinderte, Eltern mit Kinderwagen und Senioren mit Rollwagen exakt die gleichen Probleme.

Mittelbayerische Zeitung von Günter Treiber und Peter Tost

 
 

 

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